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Diabetes mellitus und Osteoporose zählen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und treten oft gemeinsam bei ein und derselben Person auf. Daher geht man davon aus, dass sie miteinander auch im Zusammenhang stehen. Diabetes scheint direkt und indirekt die Knochengesundheit zu beeinträchtigen und zu beeinflussen.
Was ist Osteoporose?
Osteoporose ist eine Erkrankung des Knochenstoffwechsels. Dabei sind Dichte, Qualität und Festigkeit der Knochen vermindert. Knochen können leichter brechen. Die Knochendichte nimmt bei jedem Menschen mit zunehmendem Alter ab. Bei Menschen mit Osteoporose sinkt die Knochendichte jedoch stärker als normal. Die Knochenmassenverminderung wird als Osteopenie und der Knochenmassenschwund als Osteoporose bezeichnet.
Der Knochenaufbau
Die Knochen unseres Körpers dienen als Stütze unseres Körpers, als Schutz unserer Organe, sie speichern Mineralstoffe und sind Ort der Blutbildung. Die äußerste Schicht, die Matrix, verleiht dem Knochen seine Form und seine Stabilität. Dieses Gerüst lagert die Mineralstoffe ein, v.a. Calcium und Phosphat und befindet sich in einem ständigen An-, Ab- und Umbau. An diesem dynamischen Prozess sind zwei Zellarten maßgeblich beteiligt: die knochenaufbauenden Osteoblasten und die knochenabbauenden Osteoklasten. Bis ca. zum 35. Lebensjahr findet ein vermehrter Knochenaufbau statt, danach überwiegt zunehmend der Knochenabbau. Je älter man ist, desto schneller und rascher geht dieser Abbau vor sich.
Was hat Einfluss auf die Osteoporose Entwicklung?
Neben dem Alter haben auch weitere Faktoren Einfluss auf die Erkrankung. Unbeeinflussbare stehen beeinflussbaren Faktoren gegenüber. Zu den unbeeinflussbaren Faktoren zählen das Alter, die Genetik, das Geschlecht, hormonelle Veränderungen (Post-Menopause, Schwangerschaft…), bestehende chronische Erkrankungen wie z. B. Morbus Cushing, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Diabetes. Beeinflussbare Faktoren ähnlich wie bei Diabetes sind Bewegung und Sport, Nikotin- und Alkoholkonsum und die Ernährung. Auch Medikamente können in den Knochenstoffwechsel eingreifen, wie zum Beispiel Kortison, magensäurehemmende Medikamente oder ein Laxantienabusus.
Risiko bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes
Beim Typ-1-Diabetes ist das Risiko für Hüftfrakturen um den Faktor 5 erhöht, bei Typ-2-Diabetes etwa 1,5-fach. Dies gilt vor allem für Menschen, bei denen der Diabetes nicht gut eingestellt ist. Laut einer Studie treten Frakturen deutlich häufiger im Rahmen von schweren Hypoglykämien auf. Bei Fehlen eines Hypoglykämie-Ereignisses ist die Frakturrate bei einem HbA1c von 9 % und mehr signifikant höher gegenüber der Gruppe, die einem HbA1c < 7 % aufweisen. Überraschend ist die Tatsache, dass trotz höherer Knochendichte bei Typ-2-Diabetes doch eine erhöhte Frakturrate in dieser Gruppe gezeigt wurde als bei Personen ohne Diabetes.
Im Alter verlieren Frauen mit Diabetes aber rascher Knochenmasse als Frauen ohne Diabetes. Das Frakturrisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter generell an, aber speziell Hüftfrakturen treten bei Typ-1-Diabetes etwa 10–15 Jahre früher auf. Diabetes assoziierte Faktoren wie Hypoglykämien, Polyneuropathie, eine chronische Niereninsuffizienz, orthostatische Hypotension, Augenprobleme, Diabetischer Fuß oder Vitamin-D-Mangel können zu einem erhöhten Sturzrisiko führen. Dadurch steigen auch Frakturrisiko und -häufigkeit.
Es gibt aber auch direkte Effekte, die dazu führen, dass der Knochen weniger widerstandsfähig gegenüber mechanischem Stress ist. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes weist der Knochen eine erhöhte kortikale Porosität auf. Auch eine Reihe von Knochenmaterialeigenschaften werden durch den Diabetes negativ beeinflusst, z.B. die Materialhärte, die Mineralisierung und die Reifung des Kollagens, dem Bindegewebe des Knochens.
Begleittherapie zum Schutz vor osteoporotischen Frakturen im Rahmen der Diabetes Erkrankung
1. Optimieren der Diabetes-Einstellung
Ein HbA1c > 7 % führt zu einem raschen Anstieg des Risikos mit einer erhöhten Mortalität nach Frakturen. Zusätzlich hat eine schlechte glykämische Kontrolle einen negativen Einfluss auf die Mikroarchitektur des Knochens mit mikrovaskulären Komplikationen in diesem Organsystem
2.Vermeidung von Entgleisungen und Prävention bei bestehenden Folgeerkrankungen
Sowohl Hypoglykämien als auch Hyperglykämien gehen mit einem erhöhten Frakturrisiko einher. Und natürlich erhöhen bestehende Spätkomplikationen wie diabetische Polyneuropathien und Augenerkrankungen das Sturz- und somit Frakturrisiko. Daher gehen auch Hypoglykämie-assoziierte Medikamente wie Insulin und Sulfonylharnstoffe mit einem erhöhten Frakturrisiko einher.
3.Vitamin -D und Calcium-Mangel vermeiden
Derzeit fehlt noch der direkte Beweis dafür, dass ein optimierter Vitamin-D-Spiegel bei Diabetes sinnvoll ist. Man geht aber davon aus, dass Diabetiker genauso wie nicht Diabetiker von einem optimalen Vitamin D und Calcium-Spiegel profitieren. Die gesunde Bevölkerung sollte täglich 800IE Vitamin D3 und über die Nahrung mindestens 500 mg Calcium zu sich nehmen. Menschen mit Osteoporose (mit und ohne Osteoporose-Therapie) sollten mindestens 800-1000 IE Vit. D3 und mindestens 1000 mg Calcium zu sich nehmen.
4. Lebensstilfaktoren
Dies ist eine Säule der nicht-medikamentösen Therapie. Ein Gewichtsverlust ist generell zu befürworten, sollte aber nicht mit Verlust von Muskelmasse einhergehen, da dieser Verlust mit einem erhöhten Risiko für Stürze und Gebrechlichkeit assoziiert ist. Außerdem hat die Vermeidung von Alkohol und Nikotin positive Effekte auf den Knochen.
5. Training
Krafttraining mit Gewichten, Balancetraining (z.B. Tai Chi, Tanzen ) und Aktivitäten mit Eigengewichtsbelastung wie zügig Gehen, Walken, Joggen und Stufen steigen sind wesentlicher Bestandteil der Osteoporose Prävention und Therapie. Sowohl Kraft- als auch Ausdauertraining wirken sich positiv auf die Knochenstruktur aus.
6. orale Antidiabetika und GLP1- RA
Die meisten Antidiabetika, bis auf Pioglitazon, zeigten einen neutralen oder sogar positiven Effekt auf die Knochenstruktur.
7. rechtzeitiges Screening und Therapieeinleitung
Je nach vorliegenden Risikofaktoren wie zum Beispiel Diabetes, Diabetesdauer, Geschlecht, vorangegangene Frakturen etc. sollte ihr Arzt beurteilen, ab wann ein Screening durchgeführt werden sollte. Je nach Befund wird über die weitere Therapie entschieden werden.
Auch bezüglich der chronischen Erkrankung besteht für Menschen mit Diabetes ein höheres Risiko an Osteoporose zu erkranken und dadurch früher unter den Folgen dieser Erkrankung zu leiden. Daher ist es gerade für Menschen mit Diabetes besonders wichtig auf entsprechende Lebensstil Maßnahmen zu achten und rechtzeitig therapiert zu werden.
Autorin: Dr. Birgit Mallinger-Taferner
www.mallinger-taferner.at