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Mit großer Spannung wurde das Leitlinien-Update der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) bei der Frühjahrstagung 2023 in Innsbruck erwartet und konnte im Rahmen dieses Kongresses präsentiert werden. Die neuen Leitlinien wurden von einem Ausschuss aus 42 österreichischen Diabetes ExpertInnen erstellt, weitere AutorInnen arbeiteten aber an diesem Update mit.
Die Zahl, der an Diabetes Erkrankten, wurde ebenfalls präsentiert und die Fachgesellschaft konnte neuerlich aufzeigen, dass die Zahl derer, die an Diabetes-Typ-2 erkranken, stetig zunimmt. Derzeit leidet jede 3. bis 4. Person über 65 Jahren bzw. jede 5. bis 6. Person über 45 Jahren an Diabetes. Sprachen wir noch vor ein paar Jahren von 6% der Bevölkerung, die an Diabetes-Typ-2 leiden, so sind es jetzt fast 10%.
HbA1c– Ziel?
Eine zielgerichtete Therapie ist ein wesentlicher Bestandteil der neuen Leitlinien. Auch ein klar formuliertes HbA1c Ziel ist ein wesentlicher Bestandteil im Rahmen der Diabetes Therapie. Bei kurzer Diabetes Dauer und langer Lebenserwartung sollte ein HbA1c – Wert <6,5% erreicht werden. HbA1c <7% sollte generell bei allen Patienten angestrebt werden, um einen ausreichenden Komplikationsschutz zu erreichen. Ein höheres HbA1c – Ziel ist bei Patienten mit multiplen Spätkomplikationen, Multimorbiden und Patienten mit kurzer Lebenserwartung vertretbar. Für die größte Gruppe, der an Diabetes erkrankten Patienten, wird aber ein Ziel im möglichst normoglykämen Bereich angestrebt.
Therapiegrundlage: Lebensstil, Ernährung, Bewegung. Alkohol, Nikotin und erhitzte Tabakprodukte
Die zentrale Grafik der ÖDG- Leitlinien 2023 betont weiterhin die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer lebensstilmodifizierenden Therapie, die natürlich vor allem auf das Gewichtsmanagement und die Steigerung der körperlichen Aktivität abzielt. Körperliche Aktivität bildet die Grundlage jeder Therapie und ist nicht nur eine Ergänzung der medikamentösen Maßnahmen. Die Ursache liegt in der der Erkrankung zugrunde liegenden Insulinresistenz, welche sowohl durch Ausdauer- als auch durch Krafttraining grundlegend beeinflusst werden kann. Ausdauertraining sollte in mittlerer Intensität mindestens 150 min pro Woche durchgeführt werden und Krafttraining 2 x pro Woche mit Training von 9 Muskelgruppen und jeweils 4 Sätzen pro Woche. Bei inaktiven Menschen ist jegliche Aktivität zu fördern, da jede Bewegung besser ist als keine Bewegung. Bezüglich des Konsums von Alkohol bleibt der generelle Konsens, dass eine kontrollierte Alkohol Menge geduldet werden kann. Bezüglich des Rauchens sollten Schritte eingeleitet werden, dass ein Rauchstop erreicht werden kann. Für erhitzte Tabakprodukte fehlen noch Daten.
Empfehlungen bezüglich der medikamentösen Diabetes Therapie bei Diabetes Typ 2
Welches Medikament und in welcher Reihenfolge zuckersenkenden Medikamente eingesetzt werden, ist abhängig von individuellen Risikofaktoren wie bestehenden Gefäßerkrankungen, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz oder Adipositas des Patienten. Im Gegensatz zu den früheren Leitlinien stellt Metformin zwar noch immer das zentrale Medikament in der Diabetes Therapie dar, sollte aber bei weiteren Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen von Medikamenten mit Schutzwirkungen unabhängig von der aktuellen HbA1c Höhe begleitet werden. Außerdem sollten auch Patienten mit einem hohen Risiko für eine atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankung auf eine Therapie mit GLP1- Rezeptoragonisten oder SGLT-2-Hemmer eingestellt werden, da diese Medikamentengruppen einen Herzkreislauf-Nutzen in vielen Studien aufweisen.
Insuline und Sulfonylharnstoffe – wo stehen diese Substanzen in den Leitlinien?
Insuline und Sulfonylharnstoffe sind in der Behandlung des Typ 2 Diabetes deutlich in den Hintergrund getreten, da die Nebenwirkungen Hypoglykämie und Gewichtszunahme bei den anderen medikamentösen Therapien nicht beschrieben werden. Daher ist die Einleitung einer Sulfonylharnstoff bzw. einer Insulintherapie wohl zu überlegen. Im ADA-EASD Consensus-Report 2019 wird der initialen Injektionstherapie mit GLP-1 RA gegenüber Insulin der Vorzug gegeben Aber es gibt bei Typ-2-Diabetes auch wichtige Indikationen für die Einleitung einer Insulintherapie, wie zum Beispiel bei massiven Zuckerentgleisung, bei Operationen oder bei Nichterreichen der Zuckerziele trotz Ausschöpfen aller nicht Insulin Möglichkeiten.
Was bringt die Zukunft?
Da gerade die Gewichtsreduktion ein zentrales Thema bei Diabetes Typ 2 darstellt und auch der Herzkreislaufschutz besonders in den Vordergrund gerückt wurde, wird es spannend sein zu sehen, welche weiteren Medikamente auf den Diabetes Markt kommen, wann sie in Österreich erhältlich sein und wie sie die nächsten ÖDG-Leitlinien verändern werden.
Autorin: Dr. Birgit Mallinger-Taferner
www.mallinger-taferner.at