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Wenn man von Diabetes spricht, denkt man an eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse und an eine dysfunktionale ß-Zelle, also an eine fehlerhafte Funktion der insulinproduzierenden ß-Zellen. Aber nicht nur das hormonproduzierende System (endokrine System) kann im Rahmen einer Diabetes Erkrankung betroffen sein, sondern auch das exokrine schleimproduzierende System.
Die Bauchspeicheldrüse (medizinisch Pankreas) ist eine der größten Drüsen des menschlichen Körpers. Sie hat lebenswichtige Aufgaben, zu denen die Produktion von Hormonen und die Produktion von Verdauungsenzymen gehören.
Exokrine Funktion
Täglich produziert die Bauchspeicheldrüse eineinhalb bis zwei Liter Pankreassäfte, die von dort in den Dünndarm abgegeben werden. Diese „nach außen abgebende“ Funktion bezeichnet man als exokrine Funktion des Pankreas. Die abgegebenen Verdauungssäfte enthalten neben Wasser, Salzen und Natriumbicarbonat auch wichtige Enzyme, die Verdauungsenzyme. Diese Verdauungsenzyme (Lipase, Protease und Amylase) sorgen im Dünndarm dafür, dass Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate der aufgenommenen Nahrung aufgespalten werden können, um dann im Dünndarm von der Darmschleimhaut aufgenommen zu werden.
Endokrine Funktion
In der Bauchspeicheldrüse befinden sich Inseln, die sogenannten Langerhansschen Inseln. In diesen Inseln sind die hormonproduzierenden Zellen, die alpha- und die beta-Zellen verteilt, Sie produzieren die Hormone Glukagon (alpha-Zelle) und Insulin (beta-Zelle). Diese zwei Hormone sind maßgeblich an der Zuckerkontrolle beteiligt. Da diese Hormone direkt von der Bauchspeicheldrüse in den Blutkreislauf gelangen, wird dies als endokrine Funktion also nach „innen abgebend“ bezeichnet.
Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)
Von einer exokrinen Pankreasinsuffizienz spricht man dann, wenn eine fehlerhafte Produktion von Verdauungssäften der Bauchspeicheldrüse vorliegt. In der Literatur wird bei Typ-1-Diabetes eine Prävalenz der exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI) zwischen 10% und 53% beschrieben. Auch Menschen mit Typ-2-Diabetes können betroffen sein. So findet man eine EPI bei jedem/jeder dritten Typ-2-Diabetes Patient:in. Mehr als die Hälfte weist eine schwere Form auf. Warum es sowohl bei Typ-1- aber auch bei Typ-2-Diabetes zu dieser Bauchspeicheldrüsen-Schwäche kommt, ist nicht vollständig geklärt. Es spielen aber sicherlich Entzündungsprozesse, Bindegewebsvermehrung und Vernarbung, wie auch eine Verfettung der Bauchspeicheldrüse eine Rolle.
Aber nicht nur Diabetes-Patient:innen können von einer EPI betroffen sein. Die häufigste Ursache in dieser Gruppe ist eine chronische Bauchspeichelentzündung. Weitere Ursachen können eine cystische Fibrose – Folge nach Magen-, Dünndarm- oder Bariatrischen Operationen – oder auch eine Pankreas-Atrophie, also ein Schwund des Bauchspeicheldrüsen Gewebes im höheren Lebensalter, sein.
Die Symptome
Je stärker die exokrine Pankreasinsuffizienz ausgeprägt ist, desto intensiver sind die Symptome. Bei einer milden Form der EPI können Betroffene vollkommen beschwerdefrei sein.
- Übelkeit, Erbrechen
- Abdominelle Beschwerden, Blähungen, Völlegefühl, Krämpfe, Schmerzen
- Durchfall oder Verstopfung
- Gewichtsverlust, Mangelernährung, Osteoporose durch fehlende Mineral- und Vitamin-Resorption (fettlösliche Vitamine ADEK)
- lockere, fettige, übelriechende Stühle, typisch ist zum Teil ein sehr heller, übelriechender, voluminöser Stuhl (sog. Fettstuhl, Steatorrhoe)
Diagnosestellung
Wichtig ist eine genaue Anamnese, gefolgt von Labor-Abnahmen, einer Stuhlprobe und einer bildgebenden Diagnostik. Günstig und sehr einfach in der Bestimmung und beweisend für eine EPI, ist es die Elastase-1 Konzentration im Stuhl zu messen. Er zeigt eine Sensitivität von etwa 65% bei einer milden EPI und bis zu 100% bei einer schweren Form. Ein fäkaler Elastasewert -1 Wert <200μg/g gilt als krank, ein fäkale Elastase-1 Wert <100μg/g gilt als schwere EPI. Das bedeutet, je niedriger der Wert, desto ausgeprägter ist die Insuffizienz.
Ähnliche Symptome wie eine EPI können aber auch andere Erkrankungen oder Ursachen hervorrufen. So können Medikamente wie Metformin, Zuckeraustauschstoffe, aber auch eine Zöliakie oben angeführte Symptome verursachen. Daher sind eine genaue Anamneseerhebung und Abklärung durch das betreuende Diabetes Team sinnvoll.
Therapie der EPI
Die Therapie der EPI besteht in einer der Ernährung und dem Ausmaß der Pankreas Insuffizienz angepassten Substitution der fehlenden Enzyme. Zu jeder Mahlzeit ist es notwendig diese Medikamente einzunehmen, um die Verdauung der Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate zu gewährleisten. Falls fettlösliche Vitamine, wie zum Beispiel Vitamin D eingenommen werden, sollten sie unbedingt gemeinsam oder kurz nach der Einnahme der Enzyme eingenommen werden, um die Vitamin Resorption gewährleisten zu können.
Autorin: Dr. Birgit Mallinger-Taferner
https://www.mallinger-taferner.at