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Glutenfreie Ernährung ist populär, in jedem Lebensmittelgeschäft sind inzwischen glutenfreie Lebensmittel zu erwerben. Auf vielen Lebensmitteln wird derzeit auch optisch auffällig gekennzeichnet, ob das Produkt vegan, laktose- und/oder glutenfrei ist. Ein Modetrend? Gesund für alle oder gesund für Diabetiker und wer braucht eine glutenfreie Ernährung? In diesem Artikel widmen wir uns dem Thema.
Die Prävalenz der Zöliakie liegt in der Weltbevölkerung zwischen 0,7 und 1,7 Prozent. Trotz dieser geringen Prävalenz ist die glutenfreie Ernährung in den letzten Jahren sehr modern geworden. Nicht zuletzt deshalb, da viele Berater und Gesundheitsexperten eine Vielzahl von Beschwerden auf Gluten in der Nahrung zurückführen möchten. Eine eindeutige wissenschaftliche Bestätigung fehlt aber.
Eine glutenfreie Ernährung ist aber mit empfindlich höheren Lebensmittelkosten, Einschränkungen der Lebensqualität und möglichen negativen gesundheitlichen Auswirkungen, wie Gewichtszunahme, und einer Hypercholesterinämie verbunden. Als einzige Indikationen für eine glutenfreie Ernährung gelten neben der Zöliakie eine Weizenallergie und eine Nicht-Zöliakie-Weizen-Sensitivität (englisch: non-celiac wheat sensitivity, NCWS).
Was ist Zöliakie?
Synonyme für diese Erkrankung sind glutensensitive oder gluteninduzierte Enteropathie, nichttropische oder endemische Sprue. Die Zöliakie stellt eine Autoimmunerkrankung und keine Allergie dar. Diese Gluten-Unverträglichkeit ist eine chronische Erkrankung und bleibt lebenslang bestehen. Die Erkrankung betrifft hauptsächlich den Dünndarm. Der autoimmunologische Prozess richtet sich gegen Gluten, einem Klebereiweiß, welches vor allem in den Samen von Getreidesorten vorkommt. Neben dem Dünndarm können auch andere Organe betroffen sein.
Was passiert bei der Zöliakie und warum sollte lebenslang Diät gehalten werden?
Im Dünndarm entsteht durch glutenhaltige Nahrungsmittel eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut und es kommt zu einer Zerstörung des Darmepithels. Dadurch kommt es zu einer gestörten Aufnahme von Nährstoffen und Nahrungsbestandteile verbleiben unverdaut im Darm. Symptome und Schwere des Krankheitsbildes können sehr unterschiedlich sein. Mögliche Symptome sind Gewichtsverlust, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Depressionen, Blutungsneigung durch fehlende Vitamin K Aufnahme im Darm, Blutarmut, neurologische Symptomatik und im Kindesalter eine verlangsamte körperliche Entwicklung.
Eine nicht therapierte Zöliakie erhöht die Gefahr eines Non-Hodgkin-Lymphoms (ein Lymphknoten-Krebs) sowie wahrscheinlich auch von Karzinomen des Verdauungstrakts. Diagnostiziert wird eine Zöliakie durch eine Laboruntersuchung mit Nachweis von Antikörpern und mittels einer Gastroskopie.
Was ist eine Weizenallergie?
Hier handelt es sich um eine Immunreaktion. Nach der Nahrungsaufnahme lösen einzelne Bestandteile (Eiweiße) des Weizens – das Gluten diese Immunreaktion aus. Das Gluten wird als Feind betrachtet und das Immunsystem möchte diesen Feind bekämpfen. Dies führt zu Durchfällen, Bauchschmerzen Blähungen, Hautausschlägen und Juckreiz, wobei diese häufig sofort nach dem Genuss von Weizen als Sofortreaktion, aber gelegentlich auch einige Stunden oder Tage später auftreten. Ob man an einer Weizenallergie leidet, lässt sich durch eine Blutuntersuchung abklären.
Was ist eine Nicht-Zöliakie-Weizen-Sensitivität?
Eine Empfindlichkeit gegenüber Bestandteilen des Weizens, die aber nicht zu krankhaften Veränderungen – im Gegensatz zur Zöliakie – der Dünndarmschleimhaut führt. Die Beschwerden lassen oft schon nach, wenn man nur sehr wenig Weizen zu sich nimmt. Nach Ausschluss einer Zöliakie und fehlendem Nachweis einer Weizenallergie kann mithilfe eines Ernährungstagebuches herausgefunden werden, welche Menge an Weizen vertragen wird. Dadurch bleibt es auch weiterhin möglich, jegliche Getreideprodukte zu genießen, allerdings in geringeren Mengen.
Fazit
Insgesamt zeigt sich also, dass lediglich zwei Patientengruppen sich glutenfrei ernähren sollten. Dies sind Patienten mit diagnostizierter Zöliakie und bei bestehender Weizenallergie. Ca. 5-10 Prozent der Patienten, die an Typ-1-Diabetes leiden, weisen eine Zöliakie auf. Sowohl der Typ-1-Diabetes als auch die Zöliakie sind Autoimmunerkrankungen. Durch Verzicht auf Gluten kann der Ausbruch einer Zöliakie nicht verhindert werden. Sobald aber eine Zöliakie oder eine Weizenallergie diagnostiziert worden sind, gilt es die Ernährung auf glutenfreie Lebensmittel umzustellen. Aber Achtung: Glutenfreie Ernährung ist ärmer an Ballaststoffen und enthält oft mehr Zucker, Fett und Kalorien. Deshalb kommt es unter einer solchen Ernährung meist zu Verdauungsproblemen und Gewichtszunahme.
Autorin: Dr. Birgit Mallinger-Taferner
www.mallinger-taferner.at
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