Informationen der Initiative Wund?Gesund! zur Wundmedizin
16. Juli 2020Warum wir ein Wundnetzwerk brauchen
12. Januar 2021Selbsthilfegruppen – wieso können sie mir helfen?
Hand-out für den im Rahmen des Grazer Diabetestags am 27. März 2020 geplanten Vortrags von Dr. med. Adalbert Strasser, Präsident von „wir sind diabetes“
Weltweit sind derzeit ca. 425 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt, davon 58 Millionen Menschen in Europa. Bis 2045 wird die Anzahl der Diabetiker auf geschätzte 629 Millionen ansteigen (IDF Diabetes Atlas 2019). In Österreich sind geschätzte 515.000 bis 809.000 Menschen betroffen (Österreichischer Diabetesbericht 2017).
Was bedeutet Selbsthilfe?
Die „gesundheitsbezogene Selbsthilfe“ ist in „Gruppen“ organisiert und durch ihre Betroffenenkompetenz bei Menschen mit Diabetes charakterisiert. Im Vordergrund stehen die gegenseitige Hilfe und Unterstützung in Gruppen, die ein gleiches Problem oder Anliegen haben und gemeinsam etwas dagegen bzw. dafür unternehmen möchten.
Gemeinsamkeiten der Selbsthilfe
- Der Austausch von Erfahrungen: Probleme werden in der Gruppe angesprochen, dadurch fühlen sich die Mitglieder geborgener und neue Erkenntnisse werden gewonnen – Gruppendynamik.
- Das persönliches Wachstum: Die Gruppe verfügt über unterschiedliche Möglichkeiten, mit Schwierigkeiten und Problemen umzugehen. Das Miteinander in der Gruppe ist auch ein Prozess der Selbstentwicklung. Man gewinnt Einsichten in Zusammenhänge seiner Probleme und entwickelt neue Wege für das eigene Leben. Durch den bewussten Umgang miteinander können alle selbst- und problembewusster werden und die gewonnene Sicherheit auf den persönlichen Alltag übertragen.
- Kontakte: Durch die Regelmäßigkeit der Treffen kann Isolation und Einsamkeit aufgehoben werden und es entsteht ein stützender Zusammenhalt, der Mut macht zu neuen Aktivitäten und verändertem Verhalten.
- Gemeinsames Handeln: Eine Gruppe kann ihre Interessen besser durchsetzen und verfolgen als der Einzelne – Gemeinsamkeit macht stark.
Merkmale einer Selbsthilfegruppe
- Freiwilligkeit: Um gemeinsame Ziele zu verfolgen, schließen sich Menschen aus eigener Initiative zusammen.
- Leitung und Gleichberechtigung: Die Mitglieder sind gleichgestellt. Die Gruppe entscheidet gemeinsam über die Leitung und wählt einen Gruppenleiter aus der Runde. Selbsthilfegruppen werden nicht von professionellen Helfern geleitet.
- Selbstbetroffenheit: Gegenseitige Unterstützung prägt die Arbeit in der Gruppe und die Betroffenheit des Einzelnen ist die Basis gemeinsamer Anregungen und Aktivitäten, sei es Hilfe, Verständnis, Beratung oder Austausch. Alle Mitglieder können für die anderen Gesprächspartner sein, weil sie die Situation aus dem persönlichen Erleben her kennen.
- Erfahrungswissen: Betroffene sind Experten in eigener Sache. Die Arbeit von Gruppen basiert auf dem Austausch von Erfahrungen, unterschiedlichen Erlebnissen, persönlichen Erkenntnissen und erlebtem Wissen. Die Arbeit in der Gruppe ist geprägt von gegenseitigem Erfahrungsaustausch.
- Selbstverantwortung und Selbstbestimmung: Über die Arbeitsweise und Zielsetzung der Gruppe wird gemeinsam und selbstverantwortlich entschieden. Die Mitglieder bestimmen über ihr Handeln und darüber, was sie von sich in die Gruppe tragen wollen.
- Vertraulichkeit: Eine Pflicht zur Verschwiegenheit gilt meist als selbstverständlich – Inhalte aus den Gesprächen und Treffen werden nicht an Außenstehende weitergetragen.
Wir sind nicht alleine! – Stimmen zur Selbsthilfe
„In der Selbsthilfegruppe erleben wir: Ich bin nicht alleine!
Verbindungen und auch Freundschaften entstehen“.
„Ein Gruppenprozess ist nie abgeschlossen.“
„Durch diese Begegnung werden wir beim nächsten Mal anders aufeinander zugehen.“
„Von Runde zu Runde wurde es leichter, vertrauter.“
„Sehr schön und überraschend, Menschen,
die man schon lange kennt, so neu kennenzulernen.“
„Wir wurden richtig zu einer Gruppe.“
Aktivitäten
Die Aktivitäten der Selbsthilfe sind bunt und vielfältig. Sie basieren zur Gänze auf Freiwilligkeit und sind unentgeltlich. Das persönliche Engagement steht im Vordergrund. Dieses persönliche Engagement verdient Respekt und Anerkennung!
Forderungen der Selbsthilfe
- Umsetzung, der in der Österreichischen Diabetes-Strategie 2017 festgeschriebenen Ziele.
- Bekenntnis von Politik und Sozialversicherungsträgern zu bundesweit einheitlichen Versorgungsstandards, insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Diabetes, und zum Abbau von Hürden, die der Integration der Betroffenen in das berufliche und soziale Leben entgegenstehen.
- Weiterentwicklung und Ausweitung des Diabetes-Management-Programms „Therapie Aktiv“ sowie niederschwelliger Zugang zu Schulungen für alle Menschen mit Diabetes.
„Selbsthilfegruppen – wieso können sie mir helfen?“
- „wir sind diabetes“ ist eine Plattform für alle, denen Diabetes am Herzen liegt, denen die Anliegen von Menschen mit Diabetes wichtig sind. Das große Ziel ist, die Mobilisierung der Menschen, mit Diabetes in Österreich, um mit einer gemeinsamen Stimme aufzutreten!
- Ziel ist letztendlich, die Versorgung von Menschen mit Diabetes in Österreich deutlich zu verbessern.
- Wir laden alle – die Österreichische Diabetes Gesellschaft, die Diabetes Initiative Österreich, die Sozialversicherungsträger, Vertreter der Ärztekammer, die Industrie – zu einem Dialog ein, um Wege zu finden, die Zusammenarbeit zu gestalten, zu intensivieren und nach außen sichtbar zu machen.
- Über gemeinsame Aktivitäten, das Nutzen aller Netzwerke und einen ständigen Austausch aller erlangt das Thema Diabetes in Österreich mehr Stellenwert und mehr Öffentlichkeit!