Rechnungshof sieht Verbesserungsbedarf in der Diabetesversorgung – „wir sind diabetes“ auch
21. Oktober 2019Für Menschen mit Diabetes muss mehr getan werden!
10. Februar 2020„KONSUMENT“-Test zur Diabetesberatung – reden wir über die eigentlichen Probleme!
26. November 2019 – Stellungnahme von Dr. Adalbert Strasser, Präsident von „wir sind diabetes“, zum Testbericht über die Qualität der Diabetesberatung in der Steiermark und Wien.
Das vom Verein für Konsumentenschutz herausgegebene Testmagazin „KONSUMENT“ hat mit einem Bericht für die Ausgabe 12/2019 für ziemliche Unruhe in der Ärzteschaft gesorgt. Getestet wurde die „Diabetesberatung von insgesamt 78 Ärztinnen und Ärzten, je 39 aus der Steiermark und aus Wien“. In Wien, so schreibt das Magazin, fiel die Beratung „insgesamt etwas besser aus als in der Steiermark“. Die Konsultationsdauer lag „in der Regel zwischen 2 und 15 Minuten“, und zwischen Ärzten, die am „Disease Management Program“ (DMP) teilnahmen und Nicht-DMP-Ärzten besteht „kaum ein Unterschied in der Erstberatung“. Alles in allem halten die Konsumentenschützer die Testergebnisse, so jedenfalls der Titel des Beitrags, für „alarmierend“.
Ein näherer Blick zeigt: In der Steiermark wurden 4 von 39 Ordinationen als „gut“ beurteilt, 14 als „durchschnittlich“, 20 als „weniger zufriedenstellend“ und eine als „nicht zufriedenstellend“. In Wien gab es eine Ordination mit „sehr gutem“ Ergebnis, 11 schnitten „gut“, 18 „durchschnittlich“ und neun Ordinationen „weniger zufriedenstellend“ ab.
Es ist gut nachvollziehbar, dass die Ärztinnen und Ärzte, die mit vollem Namen, Postleitzahl und Ort angeführt werden, von dem Bericht wenig begeistert sind. Ebenso gut ist nachvollziehbar, wenn das Zustandekommen und die Validität der Testurteile in Frage gestellt werden. Tatsächlich ist die Frage angebracht, ob sich eine hochkomplexe Dienstleistung wie die Diabeteserstberatung durch ausgebildete Ärztinnen und Ärzten, seien es „Therapie Aktiv“-Ärztinnen und -Ärzte, seien es Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner oder Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin, für die Qualitätsüberprüfung durch ein Konsumentenschutzmagazin ähnlich gut eignet wie Zahnpasta, Waschmaschinen oder Gouda. Die „Testkriterien“ sind ohne Abonnement des Magazins übrigens nicht einsehbar.
Auf der anderen Seite halten wir es für sinnvoll und notwendig, dass sich Anbieter von Gesundheitsleistungen Qualitätskontrollen und Qualitätskriterien stellen müssen – schließlich geht es um das Wohlergehen von Menschen, die nicht nur ein gesundheitliches Problem haben, sondern ganz überwiegend auch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge bezahlen.
Defizite in der Diabetesversorgung in Österreich werden nicht zum ersten Mal angesprochen, ich verweise hier nur auf den Bericht des Rechnungshofes vor wenigen Wochen. Und wer sich, wie die vielen ehrenamtlichen Mitglieder der Selbsthilfeorganisationen, Tag für Tag mit den Sorgen von Menschen mit Diabetes auseinandersetzt, braucht auch kein Konsumentenschutzmagazin, um zu bemerken, dass in vielen Bereichen – auch bei der Diabetesberatung – eine Optimierung anzustreben ist.
Die Frage ist nur, ob es fair ist, einzelnen Ärzten, die Diabetesberatung zum Teil wider besseres betriebswirtschaftliches Wissen anbieten, den Schwarzen Peter zuzuschieben. Vergessen wir auch nicht, dass das ärztliche Beratungsgespräch in Österreich, im Gegensatz zu anderen Ländern in Europa, kaum honoriert wird. Und wenn, wie der „KONSUMENT“-Bericht impliziert, das DMP-Programm „Therapie Aktiv“ auf die Qualität der Diabetesberatung keinen Einfluss hat, dann bestätigt uns das nur in unserer Forderung, dieses Programm auszubauen und weiterzuentwickeln.
In einer Zeit, in der immer weniger Ärztinnen und Ärzte immer mehr Menschen mit Diabetes betreuen sollen, sollten wir unsere Zeit nicht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen vergeuden, sondern an effizienten und zukunftsweisenden Lösungen der anstehenden Probleme in der Diabetesversorgung arbeiten. Wir von „wir sind diabetes“ sind gerne dazu bereit, unsere Erfahrungen und unsere Expertise einzubringen.